Trump ist eine Bedrohung für die alte Welt

Publizistin und Beraterin von Politik und Wirtschaft, Kerstin Plehwe, hat viele Wahlkämpfe in den USA begleitet und unter anderem den Wahlkampf von Hillary Clinton unterstützt. Für sie ist Trumps Sieg über Clinton eine Art Beben (sie betitelte ihren Artikel im Rotary-Magazin: „Nach dem Beben“) und fordert alle auf, ernsthafte Konsequenzen aus dem Ausgang der US-Wahl zu ziehen. (1)

Trumps Gegner hoffen, dass er vor allem auf lange Sicht nicht das erreicht, was er sich vorgenommen hat. So diskutiert das Rotary-Magazin in einem Artikel mit dem Titel „Starker Präsident, noch stärkere Verfassung“ darüber, warum die US-Demokratie auch Donald Trump aushalten wird. Fazit der Überlegungen: „Ob Trump als ein großer Präsident in die Geschichte eingehen oder wegen Verfehlungen aus dem Amt gejagt wird wie einst Richard Nixon, ist offen. Das Spiel dauert vier Jahre oder maximal acht. Das unterscheidet übrigens die Qualität der US-Demokratie von der hiesigen (europäischen, Anm. d. Autors): Sie ist älter, weil sie Personen weniger wichtig nimmt als die Institutionen.“ (2)

Ulrich Menzel, Autor des Buches „Die Ordnung der Welt“ (2015), diskutiert im Rotary-Artikel „Was die Welt zusammenhält – und warum sie auseinanderbricht“ die Ursachen und Folgen von Trumps Politik für die westliche Welt. Menzel ist der Ansicht, dass mit Trumps Eintritt in die große Politik die Fähigkeit zur Aufrechterhaltung der Weltordnung schwindet, obwohl der Bedarf dafür wächst. Für ihn ist es nichts weniger als das Ende der alten Welt. Er schreibt: „Seit Theresa May den harten „Brexit“ verspricht und der irrlichternde Trump die Macht im Weißen Haus übernommen hat, ist es noch schwieriger, die Welt zusammenzuhalten. Das Beispiel Großbritanniens macht Schule unter Europas Populisten. Marine Le Pen hat den Austritt im Falle ihres Wahlsiegs angekündigt. Wenn Frankreich die EU verlässt, ist Europa am Ende. Trump ist noch viel gefährlicher für den Zusammenhalt. Wenn er tatsächlich den angekündigten isolationistischen Kurs realisiert, die internationalen Abkommen und Organisationen aufkündigt, die die USA nach 1945 selber ins Leben gerufen haben, dann gibt es niemanden, der die internationalen Güter bereitstellt, der die Welt zusammenhält. Wenn er die westliche Wertegemeinschaft infrage stellt, verlieren die USA ihre Soft power, die eine Hegemonialmacht auszeichnet.“ (3)

Offenbar haben Trumps Gegner ihre Schlüsse aus der Wahl 2016 gezogen. Dies spiegelte sich in der Sabotage von Beamten bei der Durchführung seiner Projekte und in der Tatsache wider, dass sein Zugang zu den Mainstream-Medien stark eingeschränkt wurde. Aber Trump hat auch seine eigenen Schlüsse aus seiner ersten Amtszeit gezogen: Jetzt hat er Elon Musks soziales Netzwerk X (ehemals Twitter) auf seiner Seite, und er hat allen möglichen Saboteuren, darunter auch amerikanischen Beamten, einen echten Krieg erklärt. Er hat hier eine Menge Logik. Die ganze Welt beobachtet nun mit Spannung, wie Trump, der Populist, Nationalist und Antiglobalist in einem ist, seine programmatischen Versprechen in Echtzeit in die Tat umsetzt.

Was er in seiner ersten Amtszeit nicht realisiert hat, fördert er heute aktiv, man könnte sagen, sehr aktiv, in aller Eile. Die Gegner seines Kurses müssen in ständiger Spannung gehalten werden, damit es ihnen nicht gelingt, kollektiven Widerstand zu organisieren. Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass Trumps Politik eine innere Logik besitzt.

1. https://rotary.de/gesellschaft/nach-dem-beben-a-9945.html

2. https://rotary.de/gesellschaft/starker-praesident-noch-staerkere-verfassung-a-9968.html

3. https://rotary.de/gesellschaft/was-die-welt-zusammenhaelt-und-warum-sie-auseinanderbricht-a-10374.html